Neufassung des Programms
des Sächsischen Staatsministeriums
für Soziales und Verbraucherschutz und
der Sächsischen Tierseuchenkasse
zur Stabilisierung der Fruchtbarkeitsleistung der Sauen in den Ferkelerzeugerbetrieben im Freistaat Sachsen
Vom 13. April 2010
Stabile Fruchtbarkeitsleistungen auf hohem Niveau sind Ausdruck einer sehr guten Tiergesundheit, eines optimalen Fortpflanzungsmanagements sowie sehr guter Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Trotz Beachtung aller Aspekte zur Erhaltung der Tiergesundheit, des Tierschutzes und der artgerechten Tierhaltung können gravierende Schwankungen der Fruchtbarkeitsleistung von Sauenherden auftreten, die häufig zur Beeinträchtigung der Tiergesundheit in den nachfolgenden Haltungsstufen der Ferkelaufzucht und Mast führen. Durch wechselnde Partiegrößen von Aufzucht- beziehungsweise Mastferkeln kommt es nachfolgend zu Überbelegung oder Zukauf aus anderen Herkünften, zu stark differierender Altersstruktur und immunologischer Reife innerhalb der Tiergruppen und somit zum Anstieg faktorenabhängiger Infektionskrankheiten.
Monokausal bedingte Fruchtbarkeitsstörungen durch Erreger anzeigepflichtiger Tierseuchen beziehungsweise anderer pathogener Erreger werden in Sauenherden nur noch selten beobachtet. Unter den Bedingungen der intensiven Tierhaltung, die charakteristisch für Sachsen ist, treten Fruchtbarkeitsstörungen in den Vordergrund, die durch das Zusammenwirken verschiedener biotischer und abiotischer Faktoren hervorgerufen werden. Die Diagnostik dieser Fruchtbarkeitsstörungen erfordert eine umfangreiche Analyse der ursächlichen Faktoren und einen hohen differentialdiagnostischen Aufwand.
- 1.
- Ziel des Programms
Stabilisierung der Fruchtbarkeitsleistung durch Analyse und Diagnostik der Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen und Ableitung gesundheitsfördernder Maßnahmen. Daraus soll sich eine Verbesserung der Tiergesundheit in den nachfolgenden Haltungsstufen der Ferkelaufzucht und Mast ergeben.
- 2.
- Teilnahme
Die Leistungen dieses Programms können alle Sauen haltenden Betriebe im Freistaat Sachsen in Anspruch nehmen. Die Teilnahme ist freiwillig.
- 3.
- Anforderungen an die teilnehmenden Betriebe
Für die Analyse und Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen sowie zur Beseitigung der Ursachen sind folgende Voraussetzungen erforderlich:
- 3.1
- regelmäßige Untersuchungen entsprechend Programm zur Abklärung von Aborten bei Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen vom 12. November 2007,
- 3.2
- Teilnahme am Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz und der Sächsischen Tierseuchenkasse zum Schutz der Schweinebestände vor Infektionen mit dem Virus des Porcinen Reproduktiven und Respiratorischen Syndroms (PRRS) vom 17. November 2009 (SächsABl. 2010 S. 262),
- 3.3
- Verpflichtung des Tierhalters zur Durchführung aller unter Nummer 4.4 festgelegten Maßnahmen.
- 4.
- Verfahrensweise
- 4.1
- Bei auftretenden Fruchtbarkeitsstörungen in Sauenherden wird der Schweinegesundheitsdienst (SGD) vom Tierhalter direkt oder durch den von ihm beauftragten Tierarzt mit der Diagnostik im Sinne des Programms betraut.
- 4.2
- Der SGD erarbeitet gemeinsam mit dem Tierhalter und dem betreuenden Tierarzt ein Diagnostikprogramm nach Nummer 5. Dazu gehört eine Analyse der Fruchtbarkeitsdaten entsprechend Anlage 1.
- 4.3
- Anhand der Ergebnisse des Diagnostikprogramms werden in Zusammenarbeit mit dem Tierhalter und dem betreuenden Tierarzt Maßnahmen zur Beseitigung der Fruchtbarkeitsstörungen und zur Stabilisierung der Fruchtbarkeitsleistung festgelegt.
- 4.4
- Die Umsetzung der Maßnahmen wird durch den Tierhalter gewährleistet.
- 4.5
- Die Überprüfung der Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen erfolgt entsprechend der Analyse der Fruchtbarkeitsleistung nach Anlage 1 durch den SGD nach frühestens 4 bis 5 Monaten.
- 5.
- Diagnostische Methoden
- 5.1
- Analyse der Fruchtbarkeitsstörungen mit Hilfe des vorhandenen Datenmaterials und Auswertung der bereits durchgeführten Untersuchungen nach Nummer 3.1 und 3.2,
- 5.2
- sonografische Ovar- und Uterusdiagnostik,
- 5.3
- labordiagnostische Untersuchung vor Organmaterial, Körperflüssigkeiten und Futtermitteln.
- 6.
- Kosten
- 6.1
- Die Kosten nach Nummer 3.1 bis 3.3 werden durch die entsprechenden Programme geregelt.
- 6.2
- Die Kosten nach Nummer 5.2 trägt der Tierhalter.
- 6.3
- Die Kosten für die Untersuchungen nach Nummer 5.3 trägt der Tierhalter. Die Sächsische Tierseuchenkasse beteiligt sich an den Kosten, sofern dies in der Leistungssatzung vorgesehen ist.
- 7.
- Inkrafttreten
Das Programm tritt rückwirkend zum 1. Januar 2010 in Kraft. Gleichzeitig tritt das Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und der Sächsischen Tierseuchenkasse zur Stabilisierung der Fruchtbarkeitsleistung der Sauen in den Ferkelerzeugerbetrieben im Freistaat Sachsen vom 12. November 2007 außer Kraft.
Dresden, den 13. April 2010
Sächsisches Staatsministerium
für Soziales und Verbraucherschutz
Dr. Koch
Abteilungsleiter
Sächsische Tierseuchenkasse
Gelfert
Vorsitzender des Verwaltungsrates
Anlage 1
Auswertung Fruchtbarkeits-, Wurf- und Aufzuchtleistungen
gesamt | Jungsauen | 2. Wurf | ab 3. Wurf | AS gesamt | |
---|---|---|---|---|---|
gesamt | Jungsauen | 2. Wurf | ab 3. Wurf | AS gesamt | |
Fruchtbarkeitsleistung | |||||
Gesamtbelegungen (GB) | |||||
Erstbelegungen (EB) | |||||
Umrauscherbelegungen 1 (UR 1) | |||||
Umrauscherbelegungen 2 (UR 2) | |||||
Umrauscherbelegungen 3 (UR 3) | |||||
Umrauscherbelegungen gesamt | |||||
Würfe aus Gesamtbelegungen | |||||
Würfe aus Erstbelegungen | |||||
Würfe aus UR-Belegungen | |||||
Umrauscherrate (UR 1/EB) | |||||
Abferkelrate nach EB | |||||
Abferkelrate UR gesamt | |||||
Abferkelrate UR/UR 1 | |||||
Wurfrate (Gesamtwürfe/EB) | |||||
Ferkelrate LGF nach EB) | |||||
Wurf- und Aufzuchtleistung Gesamtwürfe | |||||
insgesamt geborene Ferkel | |||||
tot geborene Ferkel | |||||
mumifiziert geborene Ferkel | |||||
lebend geborene Ferkel | |||||
nicht aufzuchtfähige Ferkel | |||||
- davon Untergewicht | |||||
- davon Spreizer | |||||
Ferkelverluste in Prozent |
Analyse der Abgangsursachen der Sauen
Abgangsursache | gesamt | Jungsauen | 2. Wurf | ab 3. Wurf | AS gesamt |
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Abgangsursache | gesamt | Jungsauen | 2. Wurf | ab 3. Wurf | AS gesamt |
Abgänge nach der Belegung | |||||
Nichtträchtigkeit | |||||
- als UR erkannt (keine Wiederbelegung) | |||||
- nach TU erkannt | |||||
- Durchläufer | |||||
Verferkelung | |||||
Notschlachtung | |||||
Verendung/Nottötung | |||||
Abgänge gesamt nach Belegung | |||||
Selektion und Abgänge nach dem Abferkeln | |||||
Alter | |||||
Minderleistung | |||||
Genetik | |||||
Erkrankungen | |||||
Notschlachtung | |||||
Verendung/Nottötung | |||||
Abgänge gesamt nach Abferkelung | |||||
Summe aller Abgänge |
Erläuterungen:
Umrauscherrate (UR 1/EB)
Anteil an Sauen, die nach der Erstbelegung (EB) nicht tragen geworden sind, aber als Umrauscher nach EB erkannt und als UR 1 wiederbelegt wurden. In dem Sauenplaner „Supersau“ wird die Anzahl der Umrauscherbelegungen erfasst, die im Auswertungszeitraum der Erstbesamungen erfolgt sind. Damit sind die umrauschenden Sauen nicht mit den Sauen der Erstbelegungen körperlich identisch. Die Bewertung sollte deshalb kumulativ erfolgen und ist dann ausreichend genau. Im Bedarfsfall kann parallel dazu der Anteil UR 1 von den Sauen nach EB auch sauenbezogen manuell erfasst werden.
Abferkelrate nach EB (Erstbelegung)
Anteil an Sauen, die aus der Erstbelegung einen Wurf gebracht haben.
Abferkelrate UR gesamt
Anteil an Sauen, die aus Umrauscherbelegungen insgesamt einen Wurf gebracht haben. Damit wird die Effektivität der Umrauscherbelegungen bewertet. Die differenzierten Ergebnisse nach Erst-, Zweit- und Drittumrauscherbelegungen sind der „Supersau“-Auswertung zu entnehmen.
AbferkelrateUR/UR1
Anteil an Sauen, die insgesamt nach Umrauscherbelegungen einen Wurf gebracht haben, bezogen auf die Erstumrauscherbelegungen. Damit wird ausgewiesen, wie viele Sauen zwar nach EB keinen, aber nach 1. UR-Belegung und gegebenenfalls weiteren UR-Belegungen doch noch einen Wurf gebracht und damit im Reproduktionsprozess geblieben sind.
Wurfrate
Anteil an Sauen, die nach Erstbelegung entweder direkt aus der EB oder nachfolgenden Umrauscherbesamungen insgesamt einen Wurf gebracht haben. Die Differenz zu 100 Prozent ist der Anteil an Sauen, die zwar eine Erstbesamung erhalten, aber keinen Wurf gebracht haben, und damit ungewollt aus dem Reproduktionsprozess ausgeschieden sind. Die Abgangsursachen werden in einer gesonderten Analyse bewertet.