Neigungskurse an Mittelschulen
vorläufige zentrale Rahmenvorgaben
Az:34-6411.30/653/4
Vom 8. Januar 2003
Inhaltsverzeichnis:
- 1
- Ziele und Aufgaben von Neigungskursen
- 2
- Erstellung und Gestaltung von Neigungskursen
- 2.1
- Zentrale Vorgaben für Neigungskurse
- 2.2
- Hinweise zur Strukturvorgabe
- 2.3
- Ermittlung und Bewertung von Schülerleistungen in den Neigungskursen
Anlagen:
- Anlage 1:
- Genehmigungsverfahren für Neigungskurse
- Anlage 2a:
- Strukturvorgabe für den Neigungskursplan
- Anlage 2b:
- Entscheidungsmatrix für Neigungskurse
- Anlage 3:
- Lernziele in sächsischen Lehrplänen
- Anlage 4:
- Fremdsprachen lernen im Wahlpflichtbereich
- Anlage 5:
- Beispiele für Neigungskurse
- 1
- Ziele und Aufgaben von Neigungskursen
Im Wahlpflichtbereich (Profile) werden ab dem Schuljahr 2003/2004 beginnend mit der Klassenstufe 7 Neigungskurse angeboten.
Neigungskurse stellen im Prozess des Lernens individuelle Schülerinteressen, besondere Fähigkeiten von Lehrern sowie die Bedingungen der Einzelschule in den Mittelpunkt. Sie leisten einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen, vor allem durch die Verbindung von selbstständigem und kooperativem Lernen.
Neigungskurse dienen vor allem der Orientierungsfähigkeit der Schüler, der Vernetzung von erworbenem Grundlagenwissen, dem Erkennen von Problemen sowie dem Entwickeln und Erproben von Lösungsstrategien. Sie sind zudem auch Erfahrungsräume, den Unterricht als Prozess wahrzunehmen, eigene Stärken in eine Gruppe einzubringen und aus Fehlern zu lernen.
Die Themen der Neigungskurse müssen in besonderer Weise fachübergreifend, fächerverbindend angelegt und aufbereitet sein sowie prozessorientiert und handlungsorientiert unterrichtet werden.
Im Interesse der Profilierung der Einzelschule und hinsichtlich attraktiver Angebote sind regionale Besonderheiten sowie überregionale Projekte in die Planung und Erstellung von Neigungskursen einzubeziehen.
Mit diesem Bildungsangebot der Schule werden somit neue Wege zur Entwicklung der Schülerpersönlichkeit, zur Veränderung von Unterricht, zur Kooperation der Lehrer untereinander und mit Außenpartnern sowie zur Entwicklung von Schulprogrammen beschritten.
- 2
- Erstellung und Gestaltung von Neigungskursen
- 2.1
- Zentrale Vorgaben für Neigungskurse
Neigungskurse sind aus den folgenden sieben Bereichen zu entwickeln:
- Naturwissenschaft und Technik
- Sprache und Kommunikation
- Kunst und Kultur
- Gesundheit und Sport
- Informatik und Medien
- Soziales und gesellschaftliches Handeln
- Unternehmerisches Handeln
- Neigungskurse als Bestandteil des Wahlpflichtbereiches sind dem Fachunterricht gleichgestellt und haben einen Umfang von zwei Wochenstunden.
- Planung und Organisation der Neigungskurse liegen in der Verantwortung der Schule.
- Jede Schule sollte aus mindestens drei der genannten Bereiche einen Neigungskurs anbieten.
- Jeder Schüler ist verpflichtet, ab der Klassenstufe 7 einen Neigungskurs zu belegen.
- Schülerleistungen sind zu benoten.
- Ein Neigungskurs dauert grundsätzlich ein Jahr. Sprachkurse, die sich am Referenzniveau A des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) orientieren, werden zwei Jahre geführt.
- Kooperationen mit allgemein bildenden Schulen oder Beruflichen Schulzentren, Förderschulen bzw. außerschulischen Partnern sind zu entwickeln.
- wenn dieser inhaltlich begründet ist,
- im Übrigen Angebote aus drei der o. g. Bereiche klassenstufenbezogen realisiert werden können und
- dieser klassenstufenübergreifende Neigungskurs personell sowie organisatorisch abgesichert werden kann.
- 2.2
- Hinweise zur Strukturvorgabe (s. Anlage 2a)
- Wahlpflichtbereich
In diesem Strukturelement erfolgt die Zuordnung zu einem der sieben Wahlpflichtbereiche. - Kurstitel
Der Titel muss aussagekräftig formuliert werden und das zentrale Anliegen des Kursgegenstandes verdeutlichen. - Ziele des Neigungskurses
Die Ziele des Kurses werden komplex beschrieben und zeigen unter Sichtbarmachung der Schülermitgestaltung das angestrebte Ergebnis. - Linienführung/Zeitrichtwert
In der Linienführung wird die inhaltliche und zeitliche Abfolge des Kurses in Grundzügen dargestellt. - Lernziele und Lerninhalte
Lernziele und Lerninhalte sind verbindlich und kennzeichnen grundlegende Anforderungen in den Bereichen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung.1
- Methodische Gestaltung des Unterrichts
In Abhängigkeit von den formulierten Lernzielen und –inhalten werden Aussagen zur Unterrichtsgestaltung der Neigungskurse getroffen. Dabei müssen verschiedene Unterrichtsformen zum Einsatz kommen. - Leistungsermittlung und –bewertung
In Abhängigkeit von den Lernzielen und –inhalten erfolgt die Planung der Leistungsermittlung und –bewertung. Sie muss die vorgesehenen ergebnis- bzw. prozessorientierten Maßnahmen ausweisen. - Bemerkungen
Bemerkungen sind unverbindlich. Sie zeigen Bezüge zu anderen Fächern, regionalen Partnern sowie Formen und Inhalten der Zusammenarbeit auf.
- 2.3
- Ermittlung und Bewertung von Schülerleistungen in den Neigungskursen
Die Leistungsermittlung und -bewertung ist Bestandteil des Unterrichts im Wahlpflichtbereich. Sie orientiert sich an dessen Zielen und Aufgaben und bezieht sich auf den tatsächlichen Zuwachs an Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Dabei soll vor allem der Entwicklungs- und Lernprozess des Einzelnen in der Gruppe besondere Beachtung finden.
Bei der Beurteilung der Schüler sind vielfältige Leistungsformen einzubeziehen; kreativ-gestalterische, manuelle und planerische, kooperative sowie mündliche Leistungen sind dabei stärker zu berücksichtigen. Die in der
Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zu Klassenarbeiten und komplexen Leistungen an Mittelschulen vom 29. Mai 2001 (MBl.SMK S. 152, ber. MBl.SMK S. 181) enthaltenen Regelungen zur Ermittlung, Beurteilung und Bewertung von komplexen Leistungen sind zu beachten.
Dr. Dittrich
Ministerialrätin
Anlage 1
Genehmigungsverfahren für Neigungskurse
Gremien | Handlungsschritte |
---|---|
Gremien | Handlungsschritte |
Arbeitsgruppe Neigungskurse (AG NK) | Ideenfindung / Angebotserfassung |
Lehrerkonferenz (LK) | Diskussion / Befürwortung |
Schulkonferenz (SK) | Diskussion / Befürwortung |
Schulleitung (SL) | Erteilung Arbeitsaufträge / Bestätigung |
Zeitraum | Handlungsschritte | Gremien |
---|---|---|
Zeitraum | Handlungsschritte | Gremien |
September bis November | Angebotserstellung unter Einbeziehung von Lehrern und Schülern | AG NK |
November bis Januar | Befürwortung der Neigungskursthemen | LK
SK |
Januar | Erfassung der Schülerwünsche | AG NK |
Februar | Auftrag zur Erstellung der Kurskonzeptionen | SL
AG NK |
Februar bis April | Begleitung bei der Erstellung der Konzeptionen | AG NK |
April bis Mai | Prüfung und Vorschlag an SL für Bestätigung,
Bildung der Neigungskursgruppen |
AG NK |
Juni bis Juli | Bestätigung der Kurse
Information in Lehrerkonferenz Information an Schüler und Eltern |
SL
AG NK |
Anlage 2a
Strukturvorgabe für den Neigungskursplan
Wahlpflichtbereich | leer | Bestätigung | |
---|---|---|---|
Wahlpflichtbereich | Bestätigung Schulleiter | ||
Naturwissenschaft und Technik | |||
Sprache und Kommunikation | |||
Kunst und Kultur | Verantwortlicher Lehrer | ||
Gesundheit und Sport | |||
Informatik und Medien | |||
Soziales und gesellschaftliches Handeln | |||
Unternehmerisches Handeln |
Kurstitel: …
Ziele des Neigungskurses: …
Linienführung Zeitrichtwert | Lernziele und Lerninhalte | methodische Gestaltung | |
---|---|---|---|
Linienführung
Zeitrichtwert |
Lernziele und Lerninhalte | methodische Gestaltung | |
Leistungsermittlung und -bewertung |
---|
Leistungsermittlung und -bewertung |
Bemerkungen |
Anlage 2b
Entscheidungsmatrix für Neigungskurse
Grundlage für die Entscheidungsfindung durch den Schulleiter und für Rücksprachen mit dem verantwortlichen Kurslehrer ist folgende Übersicht:
Wahlpflichtbereich | leer | Vermerk des Schulleiters | |
---|---|---|---|
Wahlpflichtbereich | Vermerk des Schulleiters | ||
Naturwissenschaft und Technik | |||
Sprache und Kommunikation | |||
Kunst und Kultur | Kurstitel | ||
Gesundheit und Sport | |||
Informatik und Medien | |||
Soziales und gesellschaftliches Handeln | Verantwortlicher Lehrer | ||
Unternehmerisches Handeln |
Nr. | Anforderungskriterium | Erfüllungsgrad | Begründungen/Vorschläge |
---|---|---|---|
Nr. | Anforderungskriterium | Erfüllung-
sgrad (*) |
Begründungen/Vorschläge |
1 | Der Kurs ordnet sich in die allgemeinen Ziele des Profilbereichs der Mittelschule ein. | ||
2 | Die Themen, Inhalte und fachspezifischen Methoden und Verfahren des Kurses sind fachübergreifend und fächerverbindend. | ||
3 | Die Themenstellungen erfordern eine umfassende Handlungs- und Praxisorientierung sowie die Einbeziehung von Grundlagenwissen aus unterschiedlichen Bereichen. | ||
4 | Der Kurs ist in sich geschlossen. Die methodisch-didaktische Gestaltung ist geeignet, die Ziele in einer angemessenen Zeit zu erreichen. | ||
5 | Die Ziele sind transparent beschrieben und machen den Wissenserwerb, den zu erwartenden Kompetenzzuwachs und die Werteorientierung sichtbar. Die Beschreibung der Zielebenen wird eingehalten. | ||
6 | Die Schülermitgestaltung wird sichtbar und konkret ausgewiesen. | ||
7 | Die Planung enthält situative und prozessbegleitende Kriterien der Bewertung von Schülerleistungen. | ||
8 | Der Kurs leistet einen Beitrag zur Darstellung der Schule in der Öffentlichkeit. Mögliche außerschulische Einrichtungen und Angebote werden genutzt. | ||
9 | Die materiellen und organisatorischen Bedingungen an der Schule sind gegeben. |
Erfüllungsgrade | E | A | N |
---|---|---|---|
(*) Erfüllungsgrade: | E: erfüllt | A: mit Auflagen erfüllt | N: nicht erfüllt |
Anlage 3
Lernziele in sächsischen Lehrplänen
Die folgende Klassifizierung der Zielebene beschreibt Schwerpunktsetzungen bei den angezielten Lernprozessen und –ergebnissen.
Die Beschreibung der Lernziele erfolgt unter Verwendung folgender Begriffe:
Beschreibung | Begriffe |
---|---|
Beschreibung der Lernziele | Begriffe |
Begegnung mit einem Gegenstandsbereich/ Wirklichkeitsbereich oder mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden als Orientierung, ohne tiefere Reflexion | Einblick gewinnen |
Über organisiertes und reflexiv zugängliches Wissen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, zu Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden sowie zu typischen Anwendungsmustern aus einem begrenzten Gebiet im gelernten Kontext verfügen | Kennen |
Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden in vergleichbaren Kontexten verwenden | Übertragen/Anpassen |
Handlungs- und Verfahrensweisen routinemäßig gebrauchen | Beherrschen |
Kenntnisse und Erfahrungen zu Sachverhalten und Zusammenhängen, im Umgang mit Lern- und Arbeitstechniken oder Fachmethoden durch Abstraktion und Transfer in bisher unbekannten Kontexten verwenden | Anwenden |
Begründete Sach- und/ oder Werturteile entwickeln und darstellen,
Sach- und/ oder Wertvorstellungen in Toleranz gegenüber anderen annehmen oder ablehnen, vertreten, kritisch reflektieren und ggf. revidieren |
Beurteilen/Sich Positionieren |
Handlungen/ Aufgaben auf der Grundlage von Wissen zu komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, Lern- und Arbeitstechniken, geeigneten Fachmethoden sowie begründeten Sach- und/oder Werturteilen selbstständig planen, durchführen, kontrollieren sowie (in Auswertung der Ergebnisse) zu neuen Deutungen und Folgerungen gelangen | Gestalten/Problemlösen |
Anlage 4
Fremdsprachen lernen im Wahlpflichtbereich
was | Neigungskurs 1-jährig | Neigungskurs 2-jährig | 2. Fremdsprache |
---|---|---|---|
Neigungskurs
1-jährig |
Neigungskurs
2-jährig |
2. Fremdsprache | |
Ziel | Stärkung der interkulturellen Kompetenz | Erreichen von Teilkompetenzen im Verstehen oder Sprechen oder Schreiben und Stärkung der interkulturellen Kompetenz | Erreichen von Gesamtkompetenzen im Verstehen, Sprechen und Schreiben |
Organisationsformen | nichtabschlussbezogener themenorientierter Neigungskurs | nichtabschlussbezogener sprachhandlungsorientierter Neigungskurs | abschlussbezogener Fremdsprachenlehrgang |
Vorgaben | Rahmenvorgaben für Neigungskurse | Rahmenvorgaben für Neigungskurse, GER (*)
(Orientierung Referenzniveau A) |
Zentraler Lehrplan, GER
(Referenzniveau B) |
Bewertung | Note/Zertifikat | Note/Zertifikat | Note, evtl. mündliche Prüfung |
Umfang | 1 Jahr
2 Wochenstunden |
2 Jahre
2 Wochenstunden |
4 Jahre
3 Wochenstunden |
(*) GER = Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen
Anlage 5
Hinweis: Beispiele für Neigungskurse
Von der Lehrplankommission werden für jeden Neigungskursbereich Beispielkurse erarbeitet. Diese werden im Juni den Schulen zur Verfügung gestellt. Ab März 2003 werden in den Regionalschulamtsbereichen Fortbildungen zur Erstellung von Neigungskursen angeboten.